Wolfhunde – Zwischen Zuhause und Euthanasie
Bevor du dich für einen Tschechoslowakischen Wolfhund, einen Saarloos Wolfhund, einen Amerikanischen Wolfhund oder einen Wolfalike entscheidest, komm vorbei und lerne die Hunde unseres Vereins persönlich kennen.
Nutze die Gelegenheit, dich mit uns auszutauschen und Antworten auf deine Fragen rund um den Alltag, die Urlaubsplanung, das Verhalten der Wolfhunde und die besonderen Herausforderungen dieser einzigartigen Tiere zu erhalten.
Aktuell kannst du bei uns Junioren, erfahrene Erwachsene und Senioren kennenlernen – souveräne und gelassene Charaktere ebenso wie dominante oder sehr vorsichtige, sensible Wolfhunde.
Informieren statt bereuen – Ein Leben mit Wolfhund
Leider werden immer wieder Wolfhunde in Tierheimen abgegeben, sobald sie aus ihren Welpenpfoten herausgewachsen sind. (Nicht alle Tierheime nehmen Wolfhunde auf, da sie um das besondere
Verhalten dieser Tiere in Gefangenschaft wissen.)
Gerade für diese hochsozialen Hunde ist ein solcher Weg besonders schwer und kann traumatische Folgen hinterlassen.
Schon die Vermittlung von Tschechoslowakischen oder Saarloos Wolfhunden gestaltet sich oft schwierig – einen guten Platz für einen Amerikanischen Wolfhund mit Mid- oder High-Content zu finden, ist nahezu unmöglich.
Für viele bleibt dann leider nur der Weg in die Euthanasie.
Dieses Leid können wir verhindern, wenn wir uns rechtzeitig umfassend über Wolfhunde informieren – und uns ehrlich fragen, ob wir bereit sind, einem solchen Tier ein Leben lang zur Seite zu stehen.
Weiterführende Links zu Schutz von Natur, Landschaft und Tieren.
Rubrik 455 und folgende.
Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV)
Das kantonale Veterinäramt kann genaue Auskunft für deinen Wohnort geben.
Als der Wolfhund mein Leben veränderte!
Ein Wolfhund zieht ein
Nach längerer Suche fand ich eine kleine Hündin aus einer verantwortungsvollen Zucht, die sofort mein Herz eroberte. Mit zehn Wochen zog sie bei mir ein – und mein Abenteuer begann…
Die Stubenreinheit brauchte Zeit und Geduld. Auch die Futterwahl war anspruchsvoll: Trocken- oder Nassfutter wurden von ihr grosszügig ignoriert.
Wir besuchten eine Welpenschule und erkundeten gemeinsam die Umgebung. Ich las viel über die wichtige Sozialisierung von Wolfhunden und versuchte, das Gelernte umzusetzen. Doch das Resultat entsprach nicht meinen Erwartungen: Statt eines entspannten, neugierigen Begleiters hatte ich eine kleine wilde Individualistin an meiner Seite.
Meine Hündin hatte ihre ganz eigenen Vorstellungen davon, wie man sich in der Welt bewegt. Ratlos suchte ich verschiedene Hundetrainer auf – was leider eine herbe Enttäuschung war. Unter Druck weigerte sie sich strikt, etwas zu tun, was sie nicht einsah. Befehle ignorierte sie, mit Leckerlis lies sie sich nicht bestechen, und klassische Konditionierungsmethoden versagten.
Ihr Vertrauen zu mir schwand, und ich spürte, dass ich versagte. Also brach ich die Trainings ab, begann sie stattdessen genau zu beobachten und versuchte zu verstehen, warum sie in bestimmten Situationen so handelte, wie sie handelte. Ich respektierte ihre Sensibilität gegenüber der Außenwelt und setzte sie nicht mehr unnötig Stress aus.
Doch Herausforderungen blieben:
Unser kleiner Garten wurde ihr bald zu langweilig. Sie sprang über den Zaun, grub Löcher darunter hindurch und ging auf Erkundungstour. Es ging nicht lange und die Gemeinde erinnerte mich nachdrücklich an die maximal erlaubte Zaunhöhe.
Auch beruflich gab es Anpassungen: Mein Plan, sie nur einen halben Tag alleine zu lassen, scheiterte kläglich. Nachbarn riefen mich an – ihre Heulgesänge erfüllten das ganze Haus. Zuhause erwartete mich Verwüstung: zerkratzte Möbel und Türrahmen, zerrissenes Sofa, geplünderte Vorräte. Sie entwickelte beeindruckende Strategien, um Hindernisse zu überwinden: öffnete Kühlschränke, kletterte auf Küchenschränke, verschob Möbelstücke.
Die nächste Hürde war der Besuch beim Tierarzt. Bei ihrer unglaublichen Umsetzung ihres Ideenreichtums liess sie ein geklautes Honigglas fallen und verletzte sich.
Der Tierarzt konnte sie nicht anfassen, ihre Devise war Flucht oder Angriff. Schliesslich musste sie per Blasrohr sediert werden.
Auch unsere Spaziergänge waren von Ausweichmanövern geprägt – beim Anblick fremder Hunde spannte sie sich sofort an, sprang in die Leine und zeigte eine beeindruckende Energie. Ihre Sinne sind sehr ausgeprägt und sie riecht, sieht, hört schon von Weitem, was vor sich geht.
Ein Lichtblicke war: Sie fand Hundefreunde, mit denen sie auf eingezäunten Plätzen umhertollen konnte.
Der Wendepunkt
Mein Leben geriet völlig aus den Fugen. Nichts funktionierte mehr wie geplant und wir waren Beide traurig, einsam und verzweifelt. Ich stand vor der Entscheidung: Gebe ich sie in ein Tierheim – oder verändere ich mein ganzes Leben für sie?
Ich wusste, dass Wolfhunde sich tief an ihre Bezugspersonen binden und ein Wechsel für sie oft traumatisch wäre. Also entschied ich mich für den zweiten Weg.
Ich zog in ein abgelegenes Haus mit großem Grundstück, suchte einen neuen Job, den ich auch von zuhause aus ausüben konnte. Keine Katzen, keine Kleinkinder, dafür ein kleines Netzwerk an Menschen, die im Notfall einspringen konnten. Und schließlich kam ein weiterer Hund dazu – ein Freund für meine Hündin und mich.
Heute bin ich dankbar, diese schwere Entscheidung getroffen zu haben.
Wir gestalten unser gemeinsames Leben so, dass es möglichst unseren Bedürfnissen entspricht, unsere Fähigkeiten hervorholt und unsere sozialen Aspekte zum Vorschein bringt.
Wir erkunden Wälder und Bäche, klettern über Felsen und genießen unsere Zeit draußen. Meine Hündin hilft mir sogar im Garten: Sie sammelt Äste, die ich dann im Ofen verbrenne. Veränderungen in unserer Umgebung bemerkt sie sofort.
Natürlich bleibt auch der Alltag lebendig: Die Blumen- und Gemüsebeete haben sich in Wildnis verwandelt, der Rasen wurde zu einer Abenteuerlandschaft mit Hügeln und Höhlen. Fenster, Türen und Regale sind nun gut gesichert. Dennoch findet sie immer wieder neue Wege, um kreativ zu sein.
Nachts schlafen wir gemeinsam – nichts stört unsere Ruhe, außer wenn sie nachts einen Fuchs im Garten wittert.
Was sie mich lehrt
Meine Wolfhündin fordert mich jeden Tag heraus: in meinem Denken, Fühlen und Handeln.
Sie zeigt mir meine Fehler, fordert mein Einfühlungsvermögen heraus – und all das mit ihrem unvergleichlichen Charme, ihrer Intelligenz, Wildheit, Zuneigung und Kraft.
Heute bin ich bereit, zu lernen.
Bereit, ihre Körpersprache, ihre feinen Laute und Signale wahrzunehmen und darauf einzugehen.
Bereit, ein Teil ihrer Welt zu werden – auf Augenhöhe.
Unser Abenteuer ist manchmal anstrengend, voller Berg- und Talfahrten. Aber immer in dem Wissen: Wir gehören zusammen. Auf dieser gemeinsamen Reise.